Drucken

Canon EOS 6D vs. EOS 7D
Testwochenende mit der Canon EOS 6D

2014-01-20 11 3000px thumb  2014-01-20 08 3000px thumb

 

Zugegeben: die EOS 7D wirkt jetzt noch nicht abgetragen, und hat mit geschätzten 60000 Auslösungen in 18 Monaten noch nicht einmal die Hälfte ihrer technischen Lebenserwartung hinter sich – aber nach den ersten Kontakten zur neuen 6D war es nur eine Frage der Zeit, bis sich 7D und 6D den Rucksack würden teilen müssen. ..

Nun – inzwischen ist die 6D hier angekommen – zusammen mit dem BG-E13 – und am Wochenende bot sich erstmals Gelegenheit, sprichwörtlich mit der 6D im Heimatrevier der 7D zu wildern.

 

Der erste Eindruck:
Nach dem Auspacken fällt sofort der größte Unterschied der beiden Kameraden auf: die Bedienelemente. Alles, was nicht für den operativen Betrieb während dem Fotografieren gebraucht wird, sieht irgendwie anders aus. Der Joystick ist einer Vier-Wege-Taste gewichen, Play- , Trash-, QuickMenü-Tasten sind umpositioniert…Zoom+ und Zoom- während der Bildansicht sind einem zunächst gewöhnungsbedürftigem Instant-Zoom-Konzept zum Opfer gefallen. Ist jedoch das Okular am Auge und der Finger auf dem Auslöser, so fühlt sich der EOS Fotograf wieder heimisch. Hier ist fast alles so wie bei 7D gewohnt – ein klein wenig besser sogar: die ISO-Taste wurde haptisch markiert, so dass diese Taste ausdrücklich zweifelsfrei mit dem Finger zu ertasten ist – und hat man die Markierung der ISO Taste erkannt, sind die Nachbartasten auch eindeutig erkennbar. Das ist ein erfreulicher Fortschritt! Auch, dass über dem sekundären Display schlicht eine Taste mehr zu Verfügung steht, bietet etwas mehr Komfort als bei der 7D.

2014-01-20 05 3000px thumb                2014-01-20 01 3000px thumb    2014-01-20 02 3000px thumb

 

2014-01-20 03 3000px thumb     2014-01-20 04 3000px thumb    


Ganz grob gesprochen ist die 7D ein µ größer als die EOS 6D. Aber wirklich nur minimal. Beim Gewicht legt die 6D ca. 150 Gramm weniger auf die Waage.

Der Hochformatgriff fügt sich – wie von Canon BGs gewohnt (und bei den Preisen auch bitte zu erwarten!) nahtlos an den Body an. Auch hier zeigt die Evolution ihre Spuren. Der Lock-Schalter für die Bedienelemente ist von der Außenkante an die Rückseite gewandert – und ist nunmehr mit dem Daumen leichter zu erreichen. Im Gegenzug wurde das Konzept des Batteriefachs verglichen mit der 7D völlig umgekrempelt. Der Einschub der Li-Ion-Akkus erfolgt nicht mehr von hinten über eine Klappe direkt in den Batteriegriff, sondern mittels eines Magazins, das mitsamt zweier Akkus seitlich eingeschoben und verriegelt wird. Der neuartige Verriegelungs-Drehknopf ist mit Sicherheit besser gegen versehentliches Öffnen gefeit als der bisherige Schieber – was der BG-E13 leider nicht zeigt ist eine Gummidichtung gegen Wasser und Feuchtigkeit. Dieses Feature wäre bei dem bereits angesprochenen Preis sicher noch finanzierbar gewesen.

 

2014-01-20 06 3000px thumb          2014-01-20 10 3000px thumb

 

First Steps:
Das Setup unterscheidet sich nicht von dem anderer EOS-Gehäuse. Die markanten Unterschiede GPS und WLAN sind beide jedoch so umfangreich, dass auf diese beiden Fachbereiche hier ausdrücklich nicht eingegangen werden soll. Das WLAN wurde im ersten Outdoor-Test nicht verwendet – die GPS-Funktion nur insofern, dass die geschossenen RAWs direkt per internem GPS getagged wurden. Einrichtung und weitere Funktionen dieser beiden Technologien werden evlt. In einem späteren Bericht erörtert.

Um in dem geplanten 7D-6D-Duell mit gleichen Waffen anzutreten, wurden die jeweiligen Kameraeinstellungen identisch zur bestehenden 7D Konfiguration vorgenommen.

Zwei grobe Szenarien:

    1. Modus: P
      AF:  manuell, Mittelfeld
      Messung:Spot
      Drive:schnellst mögliche Serienbilder
      ISO-Limit: ISO 6400
      min. v.-Zeit: 1/125s

    2. Modus: Tv
      Messung:Spot
      Drive:schnellst mögliche Serienbilder
      ISO-Limit: ISO 6400
      Verschlusszeit:1/200s

Jeweils selbstverständlich mit ad-hoc Anpassungen, je nach Situation.

 

 

Der Plan:

Samstag: Klassische Gatterjagd – Wildtierfotografie im Wildpark Tambach
Sonntag: Erlebniswelt Meeresaquarium Zella-Mehlis

 

 

Samstag, 18.01.2014

Der Samstag sollte voll und ganz als Referenz-Ausflug herhalten: die neue 6D in der bisherigen Paradisziplin der etablierten 7D. Als Objektiv sollte das EF 70-200 2.8L IS USM eingesetzt werden. Der fehlende Crop-Faktor der 6D (Vollformat!) verkürzte die effektive Brennweite verglichen zur 7D um satte 120mm. Als Notnagel war deswegen der Kenko 1,4x Konverter im Gepäck, um die fehlende Länge zu kompensieren. Ebenfalls dabei: EInbeinstativ und Beanbag.

2014-01-20 13 3000px thumb

 

Das Wetter im Wildpark war mäßig bis bescheiden. 3°C Außentemperatur bei 100% Luftfeuchtigkeit. Sonne: keine. Wolken: viele.

Die üblichen Motive bei Luchs und Wolf waren schnell abgearbeitet. Leider waren die Kandidaten gerade an diesem Samstag sehr scheu und hielten sich nur in den entferntesten Ecken des Geländes auf. Die fehlende Brennweite war an der 6D deutlich spürbar – die Schussentfernungen waren aber so hoch, dass selbst mit dem Konverter (…und auch mit der 7D) hier an diesem Tag kein Staat zu machen war. Leider. Ersatzweise musste das Sika-Wild als Motiv herhalten, um hier erste Outdoor Erfahrung machen zu können.

 

2014-01-18 01 2500px pinline thumb    2014-01-18 01 3000px pinline thumb

 

Bilanz:
…der Test muss wiederholt werden. So ist noch kein Urteil möglich. Als Erkenntnis im Gepäck an diesem Tag: bitter schmeckt neben dem Brennweiten-Verlust – besser: noch mehr als der Brennweiten-Verlust! – die Einbuße an der Maximalanzahl der Serienbilder! Sind bei der 7D in schneller Folge (RAW) noch ca 23 Bilder möglich, so macht die 6D nach 12 Bildern dicht und muss erst einmal ausgedehnt schlucken – sprich: Speichern. Hier ist zu prüfen, ob eine noch höherwertigere Speicherkarte (aktuell: Sandisk 32GB sdhc, Ultra, class10 – 30 MB/s) Verbesserung verspricht. Die reine Serienbildrate der 6D ist auch deutlich niedriger als die der 7D (ca 8 Bilder/s vs. ca 4 Bilder/s) – allerdings fällt dies gefühlt nicht sonderlich ins Gewicht.

Im operativen Handling stehen sich die Konkurrenten einander in nichts nach – bzw. es ließen sich auf diesem Aktionsfeld noch keine k.o.-Kriterien festmachen.

 

 

Sonntag, 19.01.2014:

Am Sonntag sollte sich die EOS 6D ausdrücklich von ihrer Schokoladenseite zeigen dürfen – unter ebenso ausdrücklichen unmöglichsten Lichtverhältnissen.

Das Spielfeld: Meeresaquarium Zella-Mehlis. Neuland sowohl für Mensch als auch verwendete Maschine. Dunkle Räume. Blitzverbot. Schummriges Licht aus den Aquarien – hinter zentimeterdicken Glasscheiben und meterweise Wasser! Gewissermaßen die sprichwörtliche griechische Tragödie für den Fotografen.

Eingesetzt werden sollte hier neben dem bereits bekannten EF 70-200 2.8L IS USM ein EF 24-105 4.0L IS USM und „die Scherbe“ – das EF 50mm 1.8 II – letzteres mit 13mm AF Zwischenring (Minimaldistanz hierdurch: ca. 4 cm). Auf das Stativ wurde hier aufgrund des Publikums verzichtet.

Die 6D wurde mit folgenden Parametern vorbestückt:

Modus:                               P
AF:                                     manuell, Mittelfeld
Messung:                           Spot
Drive:                                 leise Serienbilder
ISO-Limit:                           ISO 6400
min. v.-Zeit:                        1/125s

 

Was soll man sagen: hier ist die 6D zuhause!

Selbst in unklarster Szene konnte der AF über den mittigen Kreuzsensor zu 90% der Fälle sein Ziel finden! Das Gehäuse harmoniert wunderbar mit dem 24-105 4.0L – mit dieser Linse konnte die 7D Zeit ihres Lebens nicht wirklich warm werden. Bei rechtwinkliger optischer Achse zu den – erfreulich klar geputzten – Aquarienfenstern waren hier Aufnahmen möglich, die eine 7D deutlich deklassieren. Joker der 6D ist hier das verblüffend gering ausgeprägte Bildrauschen. Selbst mit ISO6400 sind hier vorzeigbare Bilder entstanden. Bei der Arbeit mit der 7D wird ein vergleichbares Niveau nur mit ISO-Werten unterhalb ISO 800 erreicht. Freihändige Aufnahmen, auf denen tatsächlich noch mehr erkennbar ist als mit bloßem Auge – das geht maximal noch mit einer EOS 1Dx.

Die Versprechungen hinsichtlich der Available-Light-Kompetenzen der 6D waren blumig und vollmundig – aber ich sehe die Ansagen mehr als eindeutig bestätigt! Ich bin begeistert!

Ein weiteres Killer-Feature ist für meinen Anwendungsbereich der äußerst leise Verschlussvorgang. Wenn das „normale“, schnelle Auslösegeräusch schon deutlich leiser ist als bei 7D & Co. , so ist der Extra-Leise-Modus in normalem sozialen Umfeld wie z.b. im Testszenario des Aquariums in Thüringen kaum wahrnehmbar – außer vielleicht für den Fotografen. In leichtem Grundmurmeln einer Gruppe geht der wirklich sehr sachte Spiegelschlag akustisch unter – perfekt um z.b. bei Festen und Feiern einfach in der Menge mitzuschwimmen und quasi unbemerkt aus der ersten Reihe Szenen und Momente festzuhalten. Ganz klar: der Silent-Mode reduziert die Serienbildrate nochmals – keine Frage. Aber dafür sollte die Ausbeute eine ganz andere Qualität liefern können!

2014-01-19 01 2500px pinline thumb   2014-01-19 02 2500px pinline thumb   2014-01-19 03 2500px pinline thumb   2014-01-19 04 2500px pinline thumb   2014-01-19 05 2500px pinline thumb   2014-01-19 06 2500px pinline thumb

 

2014-01-19 07 2500px pinline thumb   2014-01-19 08 2500px pinline thumb   2014-01-19 09 2500px pinline thumb   2014-01-19 10 2500px pinline thumb   2014-01-19 11 2500px pinline thumb

 

 

 

Unterm Strich:

Das verspricht weiter ein interessanter Wettstreit zu werden!
Aktuell möchte ich die 6D nicht mehr missen. Mit dem beeindruckenden Verhalten im Dämmerlicht erlaubt die 6D Einsätze in Grenzbereichen ganz neuer Dimensionen. Als Ersatz für eine 7D lässt die 6D jedoch die schnelle Bildfolge und die höhere Anzahl Aufnahmen im Serienbildmodus vermissen. Auch ist die Anzahl der AF-Sensoren bei der 6D ausbaufähig – hier hat die 7D mehr auf dem Kasten.

Die 6D ist ein durchaus sinnvoller low-budget Einstieg in’s Vollformat. Ein Einstieg, der seine Nische nicht finden muss, sondern eindeutig mitliefert! Ein Neu-Einsteiger in die anspruchsvollere DSLR-Fotografie, der sich nicht zwingend in der schnellen Action-Fotografie zuhause fühlt, findet in der 6D eine leistungsfähige Alternative, deren Portfolio noch durch Wifi und GPS abgerundet wird. Ein 1:1 Ersatz der etablierten 7D ist die 6D nicht.