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Die astronomische Nachführung 

Das Prinzip ist einfach: Wenn man sich den Nachthimmel als rotierende Scheibe über der Erde (in wirklichkeit ist es ja umgekehrt!) vorstellt, muss eine Mechanik entworfen werden, die zwischen dem festen Erdboden und der Kamera eine betragsgleiche aber der Erdrotation entgegengesetzte Bewegung vollführt.

(Ich breche die komplizierten Berechnungen hier absichtlich sehr stark herunter auf ein sehr einfaches Niveau. Man möge mir verzeihen. Ich habe mir über Jahre hinweg das Wissen hierfür auch nur aus diversen Internetquellen zusammengetragen. Wenn ich absoluten Schwachsinn erzähle, dann distanziere ich mich bereits proaktiv davon und behaupte das Gegenteil :-)   )

Die Montagevorrichtung wird auf den Himmelspol ausgerichtet (in der nördlichen Hemisphäre in der unmittelbaren Nähe des Polarsterns), der Fixpunkt und Mittelpunkt der Bewegung, ist. Die Rotationsgeschwindigkeit ist mehr oder weniger 1 Umdrehung/Tag. Die Neigung, in der die Rotationsachse zu justieren ist, entspricht der geografischen Breite des individuellen Standorts.

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Im Bild im Zentrum: der Himmelspol. Der restliche Nachmittel rotiert um diesen Punkt.

 

Der "einfachste" Weg, eine solche Nachführung zu erreichen: Man gewinnt im Lotto oder heiratet reich oder erbt - und kauft sich eine fertige Konstruktion. Komplett mit Stativ, Motor, GPS-Positionsbestimmung, automatischer Ausrichtung auf eine Bibliothek von Himmelskörpern, Kaffeespender und Heizdecke...etc... gibts das schon für unter 3000 EUR :-)

Das war mir zu teuer.
Für Amateure (im positiven Sinne) und Belichtungszeiten im Minutenbereich bei Brennweiten bis 200mm kann eine solche Nachführung mit Aufwand von wenigen EUR selbst zusammengeschraubt werden.


Die Barndoor-Montage

Für die sog. Barndoor("Scheunentor")-Montage genügen zwei ausreichend stabile Holzbretter, ein reibungsarmes Scharnier, eine Gewindestange, ein Stativ, ein Stativkopf und ein wenig Krimskrams. Die beiden Bretter werden mit dem Scharnier zusammengeschraubt. In einem bestimmten Abstand (je nach Durchmesser und Gewindesteigung der Gewindestange) wird durch das untere Brett ein Loch gebohrt, eine Mutter eingeschlagen und die Gewindestange eingeschraubt. Die Kamera wird auf dem oberen Brett montiert und das ganze Konstukt auf einem beliebigen Stativ oder Unterbau befestigt und auf die Neigung der geografischen Breite gebracht und danach auf den Polarstern ausgerichtet. Fertig.

 IPhone 006

IPhone 001    IPhone 003

Während der Belichtung wird nun die Gewindestange laaaaangsam und gleichmäßig durch das untere Brett gedreht, so dass das obere Brett angehoben wird. Durch die Verbindung mit dem Scharnier fährt nun jeder Punkt des oberen Bretts (und somit auch die aufgeschraubte Kamera) eine Kreisbahn. Und wenn alles zusammenpasst, dann ist das nun genau die Bewegung, die wir erzielen wollten! Üblicherweise sind Steigung der Gewindestange und Abstand der Bohrung zum Angelpunkt so, dass die Gewindestange mit 1 U/Min eingedreht werden muss - also synchron zum Sekundenzeiger einer Uhr...  Da braucht's ein ruhiges Händchen und Geduld, bis die ersten Aufnahmen gelingen. Sinnvoll sind hier Belichtungen bis 30 Sekunden, die dann wiederum mittels des Stacking-Verfahrens addiert werden können.

Mit der oben gezeigten Holzbrett-Montierung ist dieses Bild entstanden - mit einer Belichtungszeit von 17 x 30s und 200mm:

2012-03-16 1_lightroom

 

Für Nachbauer:
Einfach mal Googeln nach "Barndoor" "Montierung" - in unterschiedlichen Foren, die ich nicht direkt verlinken will, gibts einfache Bauanleitungen - komplett mit Maßen und Einkaufslisten.